Was will ich bewirken?

Ich wuchs als sogenanntes Sandwich-Kind auf. Das Mittelkind zwischen zwei Geschwistern. Genauer: die dicke mittlere Schwester zwischen zwei schlanken Schwestern.

Schon früh lernte ich, dass es wenig gab, was wichtiger war, als schlank zu sein. Mal abgesehen von guten Schulnoten war das eigentlich das Wichtigste: gut auszusehen. Nicht falsch verstehen: meine Mutter bemühte sich immer darum, uns drei Mädchen gleich zu behandeln. Trotzdem merkte ich ständig, dass ich das hässliche, pummelige Entchen zwischen zwei Schwanenschwestern war.

Zwei Dinge erlangte ich durch meine Kindheitserfahrungen: meinen starken Gerechtigkeitssinn, denn ich fühlte mich oft minderwertiger und weniger beachtet, als meine Schwestern und den Hang, gerne zu rebellieren.

Früher äußerte sich meine Rebellion darin, erst recht viel zu essen, um meine Mutter auf die Palme zu bringen. Auch Lernen gehörte nicht umbedingt zu meinen Leidenschaften. In der Pupertät begann ich zu rauchen (als einzige in der Familie). Ich wusste, meine Mutter hasste das. In meinem sicheren Familienumfeld spielten sich also häufig Streitereien ab. Im Außen war und bin ich nicht gerade diejenige, die offen Zivilcourage zeigt, oder meine Meinung offen und laut vertritt. Ich bin ein introvertierter Mensch. Deswegen spielt sich meine Rebellion heute meist nur in meinem Inneren ab.


Was hat meine Kindheit nun aber mit der Frage „Was will ich bewirken?“ zu tun?

Diese Frage stellte Judith Peters während ihrer BlogYourPurpose-Challenge, an der ich zusammen mit über 1000 anderen Blogger:innen teilnahm. Meine Antwort liest du in diesem Blogbeitrag.

Karriere in der Pflege

Wir halten also fest: Ich fühlte mich als molliges, rebellierendes Mittelkind zwischen meinen strahlenden Geschwistern oft übersehen. Gleichzeitig entwickelte ich in dieser Zeit eine Art Spürsinn für andere übersehene Menschen. Später arbeitete ich als Krankenschwester und kam oft besser mit schwierigen Patienten klar, als meine Kolleg:innen. Ich „sah“ und verstand diese Menschen. Sie mussten bei mir nicht erst durch seltsame Verhaltensweisen auf sich aufmerksam machen.

Oh Schicksal, wie bist du hart!

Nach meiner Laufbahn in der Pflege bekam ich mein erstes Kind und begann ein Studium. Das war 2010. Zum Ende des zweiten Semesters verstarb plötzlich mein damaliger Verlobter und ich war alleinerziehende Studentin eines 2,5 jährigen Sohnes. Ich stand vorm nichts und wurde wieder einmal übersehen. Diesmal vom deutschen Sozialsystem. Unsere kleine Zwei-Personen-Familie fiel durch sämtliche Maschen und wir lebten von damals glaube ich etwa 180 Euro Kindergeld. Ach nein, meine damalige Krankenversicherung fraß diese Summe komplett auf. Wir lebten also von 0 Euro. Mir wurde sofort das Bafög gestrichen, da es nun auf der Grundlage der Halbwaisenrente meines Sohnes neu berechnet werden musste. Da diese Berechnung trotz geklärtem Rentenkonto über ein halbes Jahr dauerte, bekam ich also erst einmal kein Bafög mehr. Auch auf das Wohngeld und den Zuschuss zum Kindergarten musste ich aus diesem Grund warten. Schließlich erhielten wir die Bezeichnung „von Wohnungslosigkeit bedroht“ und die Ämtermühlen begannen endlich zu mahlen. Wir zogen in eine Art Sozialwohnung, wo ich auch keine Kaution hinterlegen musste. Ich brauche wohl nicht mehr zu erwähnen, dass ich in dieser Zeit definitiv NICHT zum Trauern kam, oder?

Das war also der zweite große Einschnitt in meinem Leben, wo ich mich ungerecht behandelt fühlte und man mich übersah. Zum Glück rutschten diese Emotionen in den Folgejahren ein wenig in den Hintergrund.

Eine zweite Erkenntnis, die ich aus dem plötzlichen Tod meines Verlobten lernte: Das Leben hat keinen Probedurchlauf und kann abrupt enden. Träume und Wünsche immer wieder auf die lange Bank zu schieben ist so ziemlich das Dümmste, was man machen kann!

Hochzeitsdienstleisterinnen, wo seid ihr bloß?

Wir springen ins Jahr 2018. Ich hatte einen neuen Partner kennen und lieben gelernt und die Hochzeitsglocken sollten läuten. Es galt also, allerlei Dinstleister:innen für unseren großen Tag zu finden! Dies gestaltete sich schwierig. Ich stolperte über die Websites und Social Media Profile der lokalen Platzhirsche. Die leiseren, aber nicht minder talentierten Unternehmerinnen musste ich ganz bewusst suchen. Sie versteckten sich hinter lang nicht mehr gepflegten Facebookseiten und verstaubten Websites. Aktuelle Fotos von Brautsträußen? Neue Preislisten für Hochzeitsfotos? Beispiele für individuelle Hochzeitstorten? Fehlanzeige! Bei fast jeder Dienstleisterin musste man recherchieren, nachfragen, umständlich googeln…

geheiratet wurde nach der Suche von leisen Unternehmerinnen natürlich auch 😉

Mein Entschluss

Ich fasste einen Entschluss: Diesen Frauen wollte ich helfen! Nicht nur ich sollte diese Geheimtipp-Unternehmerinnen sehen! In mir reifte der Wunsch, leise Frauen zu einem erfolgreichen Business zu verhelfen, indem ich sie sichtbarer machte. In mir erwachte wieder meine kleiner Hang zur Rebellion. Wir introvertierten Menschen müssen gesehen werden! Ich hatte schon viel Erfahrung im Bereich der Fotografie und des Social Media Marketings gesammelt, da ich einen Fotografie-Blog hatte. Und in mir brannte (und brennt) die Leidenschaft dafür. Beste Vorraussetzungen also, um loszulegen!

Was mir noch fehlte, um zu starten? Der Mut! Ich bewunderte diese leisen und starken Frauen und besaß nicht den Mut, mich selbstständig zu machen. Ich hatte auch keinerlei Vorbilder in meinem direkten Umfeld. Mein damaliger Glaubenssatz: Eine Selbstständigkeit ist viel zu riskant.

Gründungszeit

2022 war es dann endlich soweit. Ich war in Elternzeit und erkannte, dass ich erst einmal nebenberuflich starten konnte. Das nahm mir die Angst vor dem finanziellen Risiko.

Und da bin ich nun: Darf ich vorstellen? Steffi, Sichtbarmacherin für leise, selbstständige Frauen.

Meine Bestimmung

Ich möchte, dass du WAHRgenommen wirst und nicht mehr übersehen wirst, damit du ein erfolgreiches Business führen kannst und endlich „deinen Teil vom Kuchen“ abbekommst. Ich will bewirken, dass du gesehen wirst. Nur mit Sichtbarkeit kannst du wirksam sein und wiederum etwas bewirken.

Meine Expertise: Ich bin selber eine leise Unternehmerin, die in ihrem Leben immer wieder übersehen wurde. Ich weiß also, wovon ich rede. Aber ich weiß auch, wie man online sichtbarer werden kann.

Zusammenfassend kann ich also sagen, dass mich meine Kindheitserfahrungen und mein Lebensweg zu meiner tiefen Bestimmung gebracht haben. Mein „Warum“ ist mein Leitstern und Antrieb.

Kannst du deine Bestimmung auch in einem Satz zusammenfassen? Dann verrate ihn mir gerne in den Kommentaren.

Werde WAHRgenommen, deine Steffi

PS: Wenn du meinen Newsletter abonnierst, erhältst du von mir eine PDF mit 21 Impulsen, wie du als introvertierte Unternehmerin online sichtbar werden kannst. Mein aktuelles Angebot, um dich sichtbar zu machen ist mein Profilcheck für dein Instagramprofil. Es heißt Insta-Inspektion und du findest alles Wissenswerte dazu hier: Zur Insta-Inspektion

19 Kommentare zu „Was will ich bewirken?

  1. Was ich an Judiths Challenges so mag, ist dass man auf so viele wunderbare, unterschiedliche und aufregende Menschen stößt, auf die man sonst vielleicht nie aufmerksam geworden wäre. Ein bewegender Lebensweg. Ich ziehe meinen Hut, dass du ihn mit soviel Mut bewältigst. Viele Grüße von einer (übersehenen) Mittelschwester zur anderen 🙂 LG Lea

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  2. Liebe Steffi,
    danke, dass du so persönlich über dich geschrieben hast. Jetzt habe ich das Gefühl, dich und deine Beweggründe noch etwas besser kennengelernt zu haben.
    Dein Lebensweg ist sehr bewegend und ich kann nur ahnen, wie schwer es oft war. Großartig, dass du jetzt anderen Frauen hilfst, sichtbar zu werden!
    Ich hab bei Instagram und auf deinem Blog schon sehr viel von dir gelernt!
    Liebe Grüße
    Wiebke

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  3. „Das größte Geschenk, das ich von jemandem empfangen kann, ist, gesehen, gehört, verstanden und berührt zu werden. Das größte Geschenk, dass ich dem anderen geben kann, ist, den anderen zu sehen, zu hören, zu verstehen und zu berühren“
    Virginia Satir

    Dieses Zitat begleitete mich durch deinen gesamten Text. Ich kann es dir gut nachempfinden und finde deinen Antrieb und deine Motivation wundervoll. Danke für diesen Einblick, liebe Steffi.

    Liebe Grüße, Sandra

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  4. liebe steffi, dein blogbeitrag hat mich sehr berührt, weil du so offen über dich und teile deines lebens schreibst, die bestimmt sehr schwierig waren! danke für den einblick! du und dein business sind dadurch für mich nochmal ein ganzes stück greifbarer geworden! hut ab! es ist so toll was du dir aufbaust! ich finde übrigens das foto von dir mit dem seitenzopf wunderschön! und euer hochzeitsfoto ist ein traum! lg, iris

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  5. So schön, dies von Dir zu lesen. Wir stolpern ja auf Instagram immer mal übereinander und jetzt habe ich eine kleine feine Vorstellung von Dir. Was für eine Ermutigerin Du leise, aber sehr wohl sichtbare Unternehmerin für die anderen Unternehmerinnen bist.
    Und ein Wahnsinns Hochzeitsbild ist das!

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  6. Liebe Steffi. Ich verfolge ja schon eine Weile, was Du so alles machst. Aber von Deiner ganz persönlichen Geschichte wusste ich nichts. Das hat mich beim Lesen gerade sehr berührt. Eine unfassbar besch… Situation, alleingelassen, ausgeliefert, komplett durchs Raster gefallen. Ein dickes, fettes Trauma, aus dem Du Dich da berappelt hast. Meinen höchsten Respekt dafür. Diese Art von persönlichen Artikeln steht Dir extrem gut und ich würde mich freuen, wenn Du diesen Weg weiter verfolgst. Denn genau das macht Dich nicht nur sichtbar, sondern fühl-bar, nah-bar und buch-bar. Ganz viel Erfolg und liebe Grüße, Julia

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    1. Danke liebe Julia. Ich habe lange überlegt, ob ich „damit“ rausgehen kann. Denn was ich nicht möchte, ist Mitleid. Oder dass jemand sagt: „Jetzt versucht sie aus ihrer Vergangenheit Gewinn zu ziehen“. Aber wahrscheinlich sind das alles mal wieder Mindfucks.

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