Was ist Journaling überhaupt?
„Mit Journaling erreichst du Ecken im Hirn, da kommst du mit Nachdenken gar nicht hin“. Dieser Satz fiel mir ein, als ich zuletzt tiefer darüber grübelte, was Journaling eigentlich ist. In meinem Blogbeitrag Journaling: Wie ich es mache und was es mir bringt habe ich genau erklärt, was Journaling ist und ich gebe Tipps für Beginner. (Spoiler: Nein, es ist kein langweiliges Tagebuchschreiben damit gemeint!)
Warum ist Journaling heute so wichtig für Frauen?

Vielleicht hast du manchmal so viele Tabs in deinem Gehirn offen, dass du dich kaum noch daran erinnern kannst, was du eigentlich letztes Wochenende getan hast. Oder dir fallen abends im Bett noch hundert Dinge ein, über die du nachdenken musst. Gesprächsfetzen, ein Konflikt im Team auf Arbeit, der anstehende Kindergeburtstag…
Uns Frauen (natürlich gibt es auch Männer, die das betrifft) wird in unser schnelllebigen Zeit viel abverlangt. Im Beruf gilt es, allzeit eine gute Leistung zu zeigen. Der Haushalt macht sich entgegen eines alten deutschen Schlagers nicht von allein und dann muss Frau ja auch noch was für ihre Schönheit und Gesundheit tun, sich um die Kinder oder zu pflegende Angehörige kümmern, den nächsten Urlaub planen, den Termin für den Zahnarzt verschieben, im Eltern- oder Gemeinderat präsent sein und der Garten braucht auch seine Zeit… Kurz: Unsere To-Do-Liste scheint unendlich lang zu sein und für uns selber bleibt oft nur sehr wenig Zeit übrig. Doch gerade wenn wir so viele Bälle gleichzeitig in der Luft jonglieren, ist es wichtig, dass wir mit beiden Beinen guten Bodenkontakt haben, um uns ausbalancieren zu können. Eine gute Jonglage benötigt eine in-sich-ruhende und belastbare Jongleurin.

Und da kommt Journaling ins Spiel! Was? Noch ein Ball mehr? So könnte es im ersten Moment aussehen. Das Journaling ist aber kein weiterer Punkt auf der To-Do-Liste, sondern eine Art Anker, um dich in Balance zu halten. Es dient dazu, dass du dich auf dich selbst konzentrieren kannst, um mit deinen Bällen sicher umgehen zu können. Es sorgt gewissermaßen für den Bodenkontakt, den du brauchst.
Wir leben nicht nur in einer schnelllebigen Zeit, sondern auch in einer Zeit der „unbegrenzten Möglichkeiten“. Gerade wir Frauen in der westlichen Welt haben unheimlich viele Auswahlmöglichkeiten und können unser Leben sehr individuell gestalten. Die vielen Optionen können uns allerdings auch sehr verwirren. Eine Entscheidung zu treffen, ist schwer. Soll ich vielleicht doch noch nebenbei studieren? Ist es richtig, das Kind an einer anderen Schule anzumelden? Kaufe ich lieber das rote, oder das blaue Kleid? Soll ich zum Yogakurs, oder bleibe ich doch beim Tennis? Ständig legt uns das Leben neue Möglichkeiten vor die Füße und gleichzeitig wird der Lärm um uns herum immer größer. Wir müssen immer häufiger Entscheidungen treffen, aber haben gleichzeitig immer weniger Ruhe dazu. Also ob wir angestoßen oder anderweitig abgelenkt werden bei unserer Jonglage!
Beim Journaling wird die Welt leiser. Handschriftlich zu schreiben dauert seine Zeit und erfordert Konzentration. Unser Hirn wird deshalb gezwungen, langsamer zu werden. Gedanken können sich ordnen oder erweitern. Manchmal auch verdichten. Während wir schreiben – also aktiv etwas tun – können wir zudem unser nach Produktivität schreiendes Naturell überlisten. Denn wir tun ja was! Und zwar für uns.
Journaling hilft beim Reflektieren. Man lernt sich und seine Bedürfnisse besser kennen. Und nur wenn man weiß, wer man ist und was man braucht, kann man seine Bedürfnisse auch kommunizieren und versuchen, sie zu decken. Zudem fällt es leichter, Entscheidungen zu treffen. Wenn die Jonglage nicht so richtig klappt, ist es wichtig zu wissen, warum. Nur so wird man Erfolge haben.
Welche Rolle wird Journaling in der Zukunft spielen?
Unsere Welt wird sich voraussichtlich nicht langsamer drehen. Und unsere Auswahlmöglichkeiten werden sich auch nicht verringern. Mehr und mehr werden wir zugemüllt mit Informationen und Fake News. Die KI wird immer mehr unser Leben bestimmen und es wird schwierig werden, zwischen „richtig“ und „falsch“ zu unterscheiden. Selber zu denken wird immer wichtiger werden. Journaling kann uns dabei eine große Hilfe sein. Um bei sich zu bleiben. Und um ein wenig das Tempo aus dem Alltag zu nehmen. Um Entscheidungen zu treffen und auch, um nichts zu vergessen. Ich hatte 2011 eine Lebenskrise. Mir widerfuhr damals viel Ungerechtigkeit und ich hatte teilweise haarsträubende Erlebnisse. Ich journalte damals noch nicht und bereue das heute. „Du kannst ein Buch schreiben“, hörte ich in dieser Zeitspanne häufig. Leider habe ich in dieser Ausnahmesituation vieles verdrängt und vergessen. Ich bin mir sicher, dass Erinnerungen verblassten und ich so manche Dinge heute anders betrachte, als sie wirklich waren. Hätte ich damals darüber geschrieben, könnte ich heute meine Erinnerungen mit der Realität und meiner damaligen Lebenswelt abgleichen.
Wenn ich es schon nicht schaffe, mich an Begebenheiten von damals zu erinnern, wie sollen dann meine Kinder erst über mich und mein Leben bescheid wissen? Über mein heutiges (Er)leben kann ich anhand meiner Aufzeichnungen in der Zukunft nachlesen. Was habe ich getan und gefühlt? Warum habe ich welche Entscheidung getroffen? Was hat mich beschäftigt? Eventuell werden meine Zeilen auch meinem Nachwuchs später einmal zugänglich.
Wenn Du heute anfängst zu journalen, kannst du in Zukunft davon profitieren. Du kannst gewissermaßen deine Jonglage-Tricks notieren, aber auch welche Dinge vielleicht zum verlieren eines Balles geführt haben. So kannst du deine Resilienz steigern und entwickelst dich weiter.
Journaling hilft dir also heute und in der Zukunft.
So fängst du mit Journaling an!
Du weißt nicht, ob Journaling etwas für dich ist? Das kannst du herausfinden! In meinem Beitrag Journaling: Wie ich es mache und was es mir bringt ist auch eine kleine Anleitung zum ausprobieren dabei. Viel Spaß!
3 Kommentare zu „Warum Journaling gerade heute so wichtig ist für uns Frauen!“